Pargé frz. Hugenotten ?


Pargé oder Pargow?

 

Zur geographisch-kulturellen Herkunft der Parge-Vorfahren gibt es heute zwei konkurrierende Auffassungen:

 

1. Pargé - französische Hugenotten

  • Wenn man die Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 durch König Ludwig XIV. als Ausgangspunkt für die Vertreibung der protestantischen Christen aus Frankreich nimmt, dann sind seitdem über 330 Jahre und mindestens 10 Generationen vergangen.
  • Selbst über diesen relativ langen Zeitraum hinweg hat sich bis heute in vielen Linien der Parge-Nachkommen der Mythos der hugenottischen Abstammung erhalten, sei es in Deutschland oder Nordamerika.
  • Demnach spreche sich Parge eigentlich Pargé (Endung wie in Dragée) aus. Trotz Namenvorkommen Pargé, de Parge und du Parge in Frankreich und Belgien (Wallonie) konnte dafür jedoch bisher kein belastbarer Beweis erbracht werden.
  • Wenn man von 10 Generationen ausgeht und voraussetzt, dass jeder Mensch 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern usw. hat, ist man bereits bei über 1000 Vorfahren (2-hoch-10-Potenz=1024). Dass sich darunter auch Hugenotten befinden, ist aufgrund der sich hartnäckig haltenden Familienlegende wahrscheinlich.
  • Dieser These stimmt auch Charlotte Parge-Zarm (*1914) zu, die sich über viele Jahrzehnte und in mehreren Publikationen intensiv mit der Parge-Genealogie beschäftigt hat. Gleichwohl weist sie durch akribisches Studium pommerscher Kirchenbücher die Abkunft des Namens Parge vom pommerschen Dorf Pargow nach.

2. Pargow - deutsche Siedler im slawischen Pargow

 

Pargow (Pargowo) liegt 20 km südlich von Stettin, westlich der beiden Oderarme (Zwischenoderland) auf den erhöhten Odertalhängen südlich der Orte Schöningen (Kamieniec) und Schillersdorf (Moczyly). Kurz hinter Pargow gibt es seit alters her einen Übergang über beide Oderarme nach Greifenhagen (Gryfino), jenem Kreis, in dem seit dem 16. Jahrhundert Parges gewohnt haben: Heinrichsdorf, Groß-Schönfeld, Marienthal, Rörchen.

Nach dem Siebenjährigen Krieg heiratete der in Rörchen geborene Bayreuth-Dragoner Hans Daniel Parge 1765 in der preußischen Garnisonsstadt Gartz, wenige Kilometer südlich von Pargow, Eleonara Flasshaar.

 

Prägend für Pargows Zeit nach der Reformation waren die Familien von Wussow und Blumenthal. Trotz Zerstörung und Plünderung nach 1945 sind auch 2005 noch die Ruinen der Kirche, das in einem Tympanon eingearbeitete Wappen der Blumenthals sowie der der Kirche vorgelagerte Friedhof mit seinen Gräbern, u.a. das von Gustav Krüger (1869-1923), vorhanden.

Charlotte Parge-Zarm vermutet, dass einer der Vorfahren von Asmus Pargow (um *1490-1553) den Weg über die 1306 erbaute Oderbrücke von Pargow nach Greifenhagen und weiter nach Heinrichsdorf genommen hat. (Parge-Zarm 1981, S. 42 f.)

  • Der deutsche Siedler Asmus hat demnach den Namen des slawischen Dorfes Pargow zu seinem Beinamen und späteren Familiennamen Pargow erhalten, jenem Dorf, das seine Vorfahren einst kolonisierten.
  • Missing Link: Doch von Asmus Pargow bis über den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hinweg klafft eine große genealogisch-zeitliche Lücke, die erst wieder durch Peter Parge (1686-1740) geschlossen wird. (Parge Zarm, 1992, Bd. II, S. 27).
  • Mit der Geburt von Peter Parge 1686 sind genealogischen Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Ist er tatsächlich ein Nachfahre von Asmus Pargow? Oder ist er als Hugenotte, als französischer Glaubensflüchtling, in Preußen angesiedelt worden? Just ein Jahr vor Peter Parges Geburt hob Frankreichs König Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes auf ... (s. o.)

Anregungen für weitere Forschungen ...

 

... Oder waren die Parge-Vorfahren eigentlich Wikinger und kamen aus dem hohen Norden, aus Skandinavien? Auch dafür gibt es Familienüberlieferungen.

  • Demnach brach ein Ahn - vielleicht war es ein Jütländer Wikinger im 9. Jahrhundert - um Mitternacht auf, segelte gen Süden und ließ sich in der Normandie nieder. Von dort aus sollen seine Nachkommen 300 Jahre später in Richtung Osten/Ostsee weitergezogen sein.
  • Aus diesem bis in das 20. Jahrhundert familiengeschichtlich überlieferten Dreiklang von Nacht (Norden) - Mittag (Süden) - Morgen (Osten) konstruiert Charlotte Parge-Zarm eine mögliche skandinavische Herkunft der Parges.
  • Besonders interessant an diesen Ausführungen ist der Zusatz „aber konnten … (schreiben) und lesen“, eine Fähigkeit, die im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit nicht selbstverständlich war  – vielleicht ein Hinweis auf die nachfolgenden Lehrer-Generationen. Auch diese narrative Spur in die Normandie könnte auf ein mögliches westfränkisch-französisches Erbe der Parges verweisen. (Parge-Zarm: 1992, Bd. II, S. 9 ff.; 1998, S. 23 f.)